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Die Apokalyptischen Reiter

die Apos (2)„Moral & Wahnsinn“ im Erfurter Stadtgarten

16.04.2011 [nm] Es ist dunkel. Jemand pfeift. Das Schlagzeug donnert. Immer noch stockdunkel. Einige recken die Hälse in die Luft. Die E-Gitarren klirren. Ein „Yeah“ hallt durch den Saal. Die Boxen dröhnen unaufhaltsam. Erst ganz leise. Dann immer lauter. Noch lauter, lauter und noch viel lauter. Die Masse schiebt sich immer weiter Richtung Bühne. Die Scheinwerfer gehen an. Grelles Licht durchflutet den Raum. Hoch oben von einer Box da schaut der Spitzbärtige in einer Uniformjacke auf die johlende Masse herab und singt mit tiefer Stimme: „Wir sind Boten einer neuen Zeit. Wir tragen ein Licht in die Dunkelheit.“ Prompt strecken die Ersten die Arme in die Luft. „Vernehmt den Ruf, Brecht des Elends Bann“. Die Meute beginnt zu klatschen. „Schließt euch an, Schließt euch an!!“ Das ist Wahnsinn! Das ist (keine) Moral! Das ist die Apokalypse. Das ist etwas, was nur wenigen Musikern gleich zu Beginn ihres Gigs gelingt. Ja, bei den Apokalyptischen Reitern aus Weimar ist Action angesagt. Da bebt der rappelvolle Erfurter Stadtgarten vom ersten Schlachtruf bis zum letzten Schlagzeugdonner.

Die Meister des kontrollierten Chaos reiten schon seit 1995 mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Melodie und Härte durch die Lande. Jetzt machen die ungewöhnlichen Thüringer Rockgiganten mit ihrer neuen Tour „Moral & Wahnsinn“ heimische Gefilde unsicher. Noch immer sind sie kein bisschen leise. Kein bisschen starr. Kein bisschen vernünftig. Die Reiter kennen keine Regeln. Sie sind innovativ. Sie sind mutig. In einem Moment springt der Gitarrist auf die Boxen, Schleudert seine Mähne, malträtiert sein Instrument. Im anderen Augenblick, da schwingt der maskierte Keyboarder im knappen Lederoutfit seine Peitsche über dem spitzbärtigen Uniformjackenträger. Nur wenig später springt dieser nach oben und schwingt eine Fahne von links nach rechts und wieder nach links. Kurz drauf ist es zappenduster. Dann lodert eine Flamme auf. Es qualmt. Es raucht. Es knallt.

Die Musikhungrigen genießen jede Sekunde dieser atemberaubenden Bühnenshow. Da kreisen die Köpfe. Da fliegen die Haare. Da fließt das Bier. Immer angetrieben von eindringlichen Texten. Egal ob zu neuen Stücken wie „Die Boten“, „Erwache“ und „Dr. Pest“ oder zu älteren Nummern, wie „Revolution“, „Friede sei mit euch“ oder „Reitermania“ – die Meute will mehr. Viel mehr. Da kann auch der niemals stillstehende Frontmann Fuchs mit tiefer Stimme in einer der wenigen Atempausen nur noch rufen: „Erfurt – das sieht zauberhaft aus.“ Dann eben noch den kahlen Kopf mit einem Handtuch vom Schweiß befreit und weiter geht’s: „Bewegt euch. Ich will euch hören.“ Das sind eben die Apokalyptsichen Reiter. Und die reiten weiter. Egal was da komme. Egal wohin sie der Weg noch führe. Bis zum Weltuntergang.

Die Reiter sind authentisch. In all den Jahren mit beiden Beinen fest auf dem Boden und ihren Prinzipien treu geblieben. So werden sie von ihren Anhängern geliebt. Ob mit oder ohne Moral. Wahnsinn!

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